Vorbereitungen und die lange Reise
Der Pribinacup in Nitra ist ein Osterwettbewerb. Dies bedeutet nicht, dass der Osterhase einem die Flugzeugteile versteckt, sondern dass der Zeitraum des Wettbewerbs von Ostern abhängt. In diesem Jahr war Ostern relativ spät, was mir etwas mehr Zeitreserve gab, mich auf den Wettbewerb vorzubereiten. Allerdings konnte ich aufgrund meines Studiums vor dem Wettbewerb nur wenige Flüge absolvieren. Und so reisten wir am Mittwochabend nach der letzten Vorlesung ab in Richtung Slowakei. Von den Junioren waren Simon Gantner und Nico Jägli in der Clubklasse gemeldet, Mike Hürlimann und ich waren in der Standard Klasse mit von der Partie. Nach der Übernachtung in Kufstein erreichten wir am Donnerstagnachmittag den Flugplatz von Nitra.
Erster Wertungstag
Am Freitag ging es gleich los mit einem 172 km Racing Task. Es waren keine berauschenden Thermikbedingungen angesagt. Zudem erwarteten wir Wind von ca. 30km aus Nord-West. Nichts desto trotz wurde das gesamte Feld aufgestellt und wir füllten die Flieger mit Wasser.
Für mich war der Flug nicht so spektakulär, da ich nie genug hoch steigen konnte, um wegzufliegen. Schliesslich stand ich nach ca. 1h wieder auf dem Flugplatz in Nitra. Mike erging es gleich wie mir. Doch die beiden Clubklasse Piloten schlugen sich tapfer und wagten den Abflug. Beide konnten die Aufgabe erfolgreich beenden und hätten auf der Rangliste den 5. Platz erreicht! Hätten!… Doch die Realität sah anders aus, denn weil zu wenig Teilnehmer die Mindestdistanz erreicht hatten, wurde der Tag neutralisiert. In meinen Augen war das sehr schade, denn Simon und Nico hatten eine starke Leistung gezeigt. In der Standardklasse gab es eine Wertung, wobei ich staunte, dass es Piloten und Pilotinnen gibt, die eine solch grosse Strecke bei solch schwachen Bedingungen erfliegen können.
Zweimal Glück an einem Tag gibt es nicht!
Nach dem neutralisierten Samstag war für den Sonntag wieder Flugwetter vorhergesagt. Der Meteorologe kündigte an, es sei möglich, am Nachmittag ein kleines Wetterfenster auszufliegen. Gesagt getan. Nach dem Schlepp war es für mich aber nicht so einfach Höhe zu machen (lag vielleicht auch am geringen Training). Endlich an der Basis angekommen, versperrte mir ein Schneeschauer den Abflug. Da es äusserst ungemütlich war, bei der geringen Sicht durch die Schneeschauer zu fliegen, zog ich die Bremsen und wich aus. Letztendlich schaffte ich die Abflughöhe dann doch und konnte die Aufgabe starten. Vorerst ging es eigentlich relativ gut und ich konnte die ersten paar Kilometer der 244km Aufgabe gut bewältigen. Doch nach der südlichen Wende packte mich der Geschwindigkeitsrausch… Ich kurbelte nicht mehr alle Aufwinde aus und flog direkt weiter, bis ich mich nur noch 300m über Grund befand. Bei ca. 30km/h Wind ist man da nicht mehr in einer sehr komfortablen Lage, doch ich fand wieder einen Aufwind der mich mit ca. 2m/s auf 1400m über Grund brachte. Da hatte ich das erste Mal Glück gehabt in diesem Flug. Zudem war diese Aktion nicht besonders effizient. Nach der letzten Wende ging die ganze Geschichte gleich weiter. Ich kurbelte den letzten Aufwind vor einem blauen Loch nicht bis zur maximalen Höhe aus und flog zu schnell vor, so dass ich die nächsten Wolken nicht erreichte. Resultat war eine Aussenlandung direkt neben einem AKW. Von diesem Moment an war der Wettbewerb für mich gelaufen und eine Klassierung im vorderen Drittel nicht mehr möglich. Mike ging es etwa gleich, denn auch er musste ein paar Kilometer hinter mir zur Aussenlandung ansetzen. Simon und Nico konnten die Aufgabe souverän bewältigen.
Mal wieder eine Landung in Nitra
Auch am Montag war wieder Flugwetter vorhergesagt. Doch als ich am Morgen zusammen mit meinem Helfer zum Flugplatz fuhr, war ich mir nicht mehr so sicher, ob wir heute fliegen würden. Ein kalter Sturm tobte und Regen fiel vom Himmel. Die Heizung im Volvo war konstant auf Vollgas eingestellt und nur so schafften wir es, den Flieger an den Start zu stellen. Danach konnten wir uns am Briefing mit einem warmen Tee wieder ein wenig aufwärmen. Die Aufgabe die uns heute erwartete war eine AAT Aufgabe mit einer mittleren Distanz von 220km und einer Aufgabenzeit von 2h. Wiederum war ein kleines Wetterfenster mit guten Bedingungen vorausgesagt. An diesem Tag gelang es mir besser, mich in eine gute Abflugposition zu bringen. Ich startete die Aufgabe etwa zeitgleich wie der Grossteil des Pulks. Doch bereits im ersten Wendesektor wählte ich einen anderen Kurs als die meisten andern Konkurrenten. Ich hatte aber immer relativ gute Steigwerte und kam auch nicht allzu schlecht voran. Bis zum letzten Wendekreis war alles relativ problemlos, doch an diesem angelangt, erwartete mich eine relativ starke Abdeckung weshalb ich das Gas ein wenig raus nahm. Besonders nach meiner Aussenlandung am Vortag wollte ich heute mal wieder in Nitra landen. Meine Flugroute im Sektor war nicht so optimal gewählt, dafür fand ich wieder einen guten Aufwind, welcher mir die Endanflughöhe nach Nitra brachte. So konnte ich zum ersten Mal an diesem Wettbewerb mit einer Wertung auf dem Flugplatz landen. Mike hätte die Aufgabe auch erfüllt, jedoch machte er eine virtuelle Aussenlandung aufgrund einer Luftraumverletzung im letzten Sektor. Simon und Nico konnten beide die Aufgabe erfüllen.
Knapp daneben ist auch vorbei
Am Dienstag war der vierte Wertungstag angesagt. Die Wettbewerbsleitung entschied sich wiederum für eine AAT Aufgabe mit einer mittleren Distanz von 196 km und einer Aufgabenzeit von 2h. Schon im Schlepp stelle ich fest, dass mein Fahrtmesser die Geschwindigkeit nicht richtig anzeigte, weshalb ich mich nach ein paar Kreisen entschied zu landen und das Problem zu beheben: Die Pitotdüse steckte nicht komplett in die Halterung. Nach meinem zweiten Start fand ich direkt den Anschluss und konnte abfliegen. Auf dem ersten Schenkel hatte ich einen ersten Tiefpunkt, da ich relativ weit in den Sektor flog und im leichten Regen und ohne Sonne einen Aufwind suchen musste. Dies gelang mir schliesslich und so konnte ich in Richtung Süden fliegen. In der Nähe von Nitra hatte ich zum zweiten Mal einen kleineren Tiefpunkt. Hier fand ich aber relativ schnell einen guten Aufwind. Die letzten zwei Sektoren konnte ich gut ausfliegen, doch dann begann das Debakel. Ohne unter einer Wolkenstrasse die Endanflughöhe zu erreichen, flog ich los in Richtung Nitra. Ca. 10 km vor dem Flugplatz konnte ich zusammen mit einem Deutschen Discus 2 einen schwachen Aufwind finden. Ohne den Aufwind voll auszukurbeln, entschied ich mich aufgrund der Optik die letzten 10 km ohne grosse Sicherheitsreserve zu bewältigen. Das Resultat war eine Aussenlandung kurz vor dem Zielkreis. Da hatte mir eindeutig im wichtigsten Moment die Geduld gefehlt. Den restlichen drei Juniorpiloten lief der Tag bedeutend besser, was wenig erstaunte, hatte ich doch alles Pech an diesem Tag für mich gepachtet...
Hammerwetter vorausgesagt
Nach zwei Tagen war heute mal richtig gutes Wetter vorausgesagt. Dementsprechend war auch ein Racing Task über 360 km angesagt. Am Morgen waren dann auch schon die ersten Cumuli sichtbar. Und auch nach dem Start konnte ich gleich mit einem guten Aufwind wegsteigen. Leider entwickelte sich das Wetter so, dass sich die Luft abtrocknete und die Aufwinde schwieriger zu finden waren. Dennoch begann ich relativ bald meinen Abflug in Richtung Ungarn, was dank dem starken Rückenwind auch recht gut gelang. Nach der Wende ging es nicht allzu schlecht weiter, bis ich wieder auf Höhe von Nitra ankam. Da erwischte mich ein starkes Abwindfeld und ich fand mich einen Stock tiefer wieder. Aber auch als ich den Anschluss wieder gefunden hatte, bereitete es mir in jedem Aufwind Mühe, diesen zu zentrieren. Kurz vor der zweiten Wende war ich dann erneut tief und hatte grosse Schwierigkeiten, Höhe zu machen um den Wendepunkt zu holen. Als dann eine Abdeckung alles Sonnenlicht verdeckte, konnte ich endlich den Wendepunkt umrunden. Da mir aber die Zeit davon lief, entschied ich mich, die Aufgabe nicht mehr fertig zu fliegen, und auf halbem Weg zum südlichen Wendepunkt in Nitra zu landen. Dies war dann meine letzte Landung am Pribinacup 2017, da der Samstag neutralisiert wurde.
Fazit
Auch wenn meine zweite Teilnahme am Pribinacup resultatmässig nicht so überzeugend war, konnte ich dennoch eine sehr schöne Zeit mit den andern Teilnehmern und unserer Hilfscrew verbringen. Fliegerisch hätte mehr Training vor dem Wettbewerb bestimmt nicht geschadet. Durch das geringe Training hatte ich oft am meisten mit mir selber zu kämpfen. Positiv war für mich, dass ich bei den meisten Flügen schaffte, was ich mir vorgenommen hatte. Und zwar meine eigenen Ideen umzusetzen und mich nicht durch andere Flugzeuge oder Funksprüche beeinflussen zu lassen.
Der Pribinacup gehört für mich zu denen Wettbewerben, an denen ich gerne wieder teilnehmen werde. Es ist nicht der kalte Wind, weswegen man 1000km Anreiseweg auf sich nimmt, sondern die lockere Atmosphäre, die den Wettbewerb so besonders macht.
Tizian Steiger