Mittlerweile ist schon einige Zeit vergangen seit dem 18.05.2013, aber der Flug an diesem Tag wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Bereits drei Tage vorher, am 15.05. konnte ich als Copilot von Peter Stehrenberger den ersten 1000er, der je von Bad Ragazer Piloten geflogen wurde, realisieren. Wir starteten an diesem Tag allerdings von Winterthur aus. Drei Tage später sollte es nun noch von Bad Ragaz, unserem Heimatflugplatz, und alleine im Einsitzer klappen. Für einen Frühstart ab Bad Ragaz ist Peter, Roman und Dominik dabei. An dieser Stelle auch ein grosses Dankeschön an unseren Schlepppiloten Ignaz, der extra für uns früh aufgestanden ist!
An diesem Tag setzt der Föhn erst in den Morgenstunden ein und es ist noch Restfeuchte von der Front am Vortag vorhanden. Dies führt dazu, dass am Morgen noch nicht mal Föhn auf dem Flugplatz herrscht, was bei uns Seltenheitswert hat.
Der Plan sieht so aus, am Morgen gegen den zunehmenden Föhn in den Westen loszufliegen und wenn die Thermik geht nach Österreich und möglichst weit in den Osten zu fliegen.
Der Start erfolgt ziemlich genau um 07:30 und der Gonzen trägt schon zuverlässig. Den Welleneinstieg finde ich an diesem Tag in den Flumserbergen, er wird durch kleine Wolkenfetzen markiert, die noch von der Restfeuchte des Vortages gespiesen werden. Der Föhn ist noch relativ schwach und mir geht es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gross um Durchschnittsgeschwindigkeit sondern vor allem darum möglichst hoch zu bleiben und nicht unter die noch vorhandene Inversion zu sinken. Der Tag ist ja noch lang...
Anschliessend folgt der Flug der Standard-Route nach Westen via Elm, Klausenpass, Altdorf. Über Erstfeld erwische ich die erste Welle, die auch mal bis 3900m trägt und bekomme auch eine Freigabe um noch höher zu steigen, damit die Maximalhöhe Richtung Titlis mitgenommen werden kann. Schlussendlich ist dann aber doch bei 3900m das Steigen weg, aber ein Versuch wars wert.
Weiter gehts südlich des Titlis Richtung Innertkirchen. Dort entscheiden sich Peter und ich kurz nacheinander zu wenden, da schon fast 10:00 LT ist und die Thermik im Osten sicher bald losgeht oder schon geht.
Der Rückweg bis Bad Ragaz ist identisch mit dem Hinflug, nun aber deutlich schneller mit Rückenwindkomponente und doch schon etwas stärkerem Föhn.
Über dem Calfaisental nehme ich die Maximalhöhe von 4500m mit und gleite dann ins Montafon und von dort via Arlberg nach Landeck. Auf etwa Höhe Mils drehe ich zum ersten Mal des Tages in der Thermik, die hat also offensichtlich auch schon eingesetzt.
Nach Innsbruck entscheide ich mich aufgrund von nicht so optimistischen Funkmeldungen aus der Region St. Johann/Wilder Kaiser das Pinzgau zu fliegen, der Einstieg Richtung Gerlospass ist allerdings auch nicht einfach, gelingt dann aber doch relativ problemlos an einer südost-ausgerichteten Kante des Kreuzjochs. Bis Zell am See läufts noch nicht so richtig, aber ab da wird das Wetter schnell. Meine Route folgt ab da der Standardroute bei föhnunterstützen Thermiktagen - Hochkönig, Dachstein, Grimming. Nach Aigen biege ich ab ins Tal nach Trieben und wende etwa um 14:30 auf Höhe Eisenerz bei Kilometer 405 auf Bad Ragaz. Geflogen sind zu dieser Zeit gemäss SeeYou 640 km, wenns also nach Hause reicht, müsste es für 1000km reichen...
Der Retourweg ist bis zum Hochkönig derselbe wie auf dem Hinflug, dort folge ich nun aber den Felszacken direkt zum Wilden Kaiser. Die nun folgende ca. 35 km lange Querung an den Rofan stellt sicher eine der Schlüsselstellen bei solchen Flügen dar. Mit etwas Rotorunterstützung im Inntal und leicht tragenden Linien komme ich noch einigermassen komfortabel am Rofan mit 2150m an.
Der restliche Rückflug erfolgt mehr oder weniger im Hangwind, da die Thermik so langsam aber sicher abbaut. Ich lasse mir mehrmals rückblickend zu viel Zeit, aber ich traute dem Wind nicht immer 100%. Vor allem das Vorfliegen vom Rofan nach Innsbruck und von den Miemingern an den Parseier gehe ich vorsichtig an, da die Kanalisierung des Windes in diesen Gebieten doch fies sein kann. Dies habe ich bei vorigen Flügen auch selber schon erlebt und fliege dadurch entsprechend vorsichtig vor.
Als eigentlich letzte Schlüsselstelle bei Flügen im Föhn von Osten her ist der Einstieg in die Montafonwelle. Ich erwische den Einstieg an diesem Tag nicht und die Hänge tragen aufgrund der Kanalisierung und vermutlich auch überlagerten Wellen nicht. So finde ich mich in 1400m nördlich von Feldkirch wieder. Ich habe den Flug schon mehr oder weniger abgeschrieben und fliege Richtung Hohenems. Einen letzten Versuch mache ich noch an einer Ost-West ausgerichteten Rippe und da trampe ich in zuverlässiges Steigen, das mich bis über 4000m trägt.
Wieso die Welle genau da gestanden hat, kann ich bis heute nicht genau sagen, aber das interessierte mich zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich. Vermutlich überlagerte sich dort Hangwind mit der Welle des vorgelagerten Hanges.
Diese Höhe reicht nun problemlos um das Rheintal Richtung Sargans zu fliegen. Durch mitnehmen der zweiten und ersten Welle des Falknis ist die Ankunft über Sargans komfortabel und es reicht noch fürs Abgleiten via Weesen und Churfirsten.
Die Landung erfolgt um 20:50LT in Bad Ragaz nach 1113km und 13h 20min Flugzeit (Link OLC).
Der 18.05.2013 war definitiv ein genialer Tag, wie es ihn vermutlich nicht so häufig gibt. An diesem Tag waren im OLC 13 Tausender mit Startplätzen in der Schweiz zu sehen (1x Yverdon (1460km!!), 5x Hausen am Albis, 3x Bad Ragaz, 2x Schänis, 1x Langenthal, 1x Winterthur)!
An diesem Tag waren auch noch andere Junioren in der Luft. Zum Beispiel Mario Straub flog an diesem Tag 952km ab Schänis. Yves Gerster 666km ab Hausen am Albis auf einer ASW19 und Simon Gantner 584km ab Winterthur.
Andreas Kalberer, Februar 2014