Vom 01.05. bis 09.05.2015 fand in Klix ein internationaler Segelflugwettbewerb statt. Der Wettbewerb kann mit 120 Besatzungen zu den grösseren Wettbewerben in Europa gezählt werden. In der Standard Klasse hatten wir 27 Teilnehmer aus verschiedenen Nationen.
Lange Reise
Klix liegt ca. 70 km östlich von Dresden, die Route aus der Schweiz war ca. 800 km lang. Ich entschied mich drei Tage vor Beginn des Wettbewerbes loszufahren, um an den nächsten Tagen noch den einen oder anderen Trainingsflug absolvieren zu können. Da Mike über das Wochenende noch eine Grippe eingefangen hatte und mit Fieber im Bett lag, konnte er erst einen Tag später auf die Reise gehen.
Meine Reise wurde dann aber ab Stuttgart ein wenig interessant. Als ich mit dem VW-Bus beschleunigen wollte, hatte er nicht die übliche Leistung und das ganze Auto vibrierte stark. Grund dafür war ein defektes Einspritzventil. Auf die Schnelle besuchte ich eine VW Garage im Raum Stuttgart, welche jedoch kein Ersatzteil und auch keine Kapazität hatte. So beschloss ich weiter zu fahren, was ich nach der Millimeter-Arbeit mit dem Anhänger aus der Werkstatt dann auch tat. Spät abends erreichte ich dann schlussendlich das Segelfluggelände von Klix und war froh endlich schlafen zu können. Mike erreichte Klix einen Tag später ohne Probleme.
Wo sind die Berge?
Als ich erwachte sah ich am Himmel schon die ersten Cumulus Wolken, was auf das Rückseitenwetter zurück zu führen war. Also schnell in die Anmeldung, danach ans Briefing und den Flieger montieren. Ich kam dann schon relativ spät in die Luft und wollte einfach mal ein wenig die Region kennen lernen. Schon hier ist mir die spannende Landschaft aufgefallen. Alles ist viel grösser; die Kraftwerke, Mienen, Wälder, Solaranlagen, riesige Felder, und, und, und… Nur etwas ist kleiner, das heisst eigentlich gar nicht vorhanden. Die Berge fehlen. Lediglich südlich von Klix hat es ein paar Hügel, das so genannte Erzgebirge. Zwischen Klix und Berlin ist die Region jedoch ganz eben. Aufgrund der guten Bedingungen entstand dann noch ein Freies 450km FAI-Dreieck. Vielleicht sollte man jeweils das Wetter besser analysieren vor dem Fliegen. Mike machte am nächsten Tag noch einen Testflug, da sein Flugzeug nach dem Umbau im Winter noch keinen Flug hatte, und nachdem auch das Bohli Vario richtig anzeigte, waren wir bereit für den Wettbewerb.
Fünf Wertungstage
Am ersten Wertungstag war schon mit relativ guten Wetterbedingungen zu rechnen. So schrieb die Wettbewerbsleitung einen 200 km Racing Task aus. Ich hatte an diesem Tag gleich zu Beginn Mühe und musste kämpfen, dass ich nicht aussenlanden musste. Auch Mike tat sich an diesem Tag zum Schluss ein wenig schwierig, konnte die Aufgabe jedoch vor mir beenden. Zusammengefasst war ich froh, dass ich den Flug wieder in Klix beenden konnte, auch wenn mein Schnitt nicht besonders hoch war. Was auch super war, war der Endanflug, mit dem Ziellinienüberflug und anschliessender Landung auf dem riesigen Flugplatz.
Der zweite Tag war mit sehr gutem Wetter vorausgesagt. Heute waren 480km Racing angesagt, was dann auch Programm war. Ich konnte die Aufgabe mit einem Schnitt von 99km/h beenden. Mike war heute mit 96km/h ebenfalls schnell unterwegs. An diesem Tag wurde mir gezeigt, wie ganz kleine taktische Fehler sich enorm auf den Schnitt auswirken können. So bin ich nach der ersten Wende ein wenig mehr auf Kurs geflogen als der Pulk mit den zwei Belgiern, die an diesem Tag den Tagessieg holten, welche unter einer Wolkenstrasse einen Umweg flogen, und kurze Zeit später ca. 700m höher waren und einen Kilometer Vorsprung hatten.
Der Dritte Wertungstag war für mich besonders ärgerlich, da ich sehr schnell unterwegs war, dann aber kurz vor Klix aussenlanden musste. Doch wie kam es dazu? Die Aufgabe war eine AAT, welche zuerst Richtung Westen und dann nach Polen führte. Da aus Südwesten Cirren aufzogen, beschloss ich mich, den ersten Zylinder nur anzukratzen und den zweiten Zylinder so weit wie nötig auszufliegen. Nach der letzten Wende hatte ich teilweise noch sehr gutes Steigen (bis 5m/s integriert). So hatte ich den McCready ein wenig zu optimistisch eingestellt und ritt mich so ins Aussenladefeld. Als ob das alleine nicht schon ärgerlich genug wäre, hatte ich auf dem Weg mehrere Aufwinde, die nicht schlecht waren, ich sie jedoch einfach liegen liess, da die Wolke vorne bestimmt besser steigen wird. Mike hat die Aufgabe besser gelöst, war jedoch ca. 10km/h langsamer als ich bis zu meiner Landung, dafür in Klix, was Punktemässig viel wertvoller ist.
Für den vierten Tag waren schwierige Bedingungen prognostiziert, aber dennoch fliegbar. Dieser Flug ist eigentlich schnell erzählt. Ich bin relativ langsam vorwärts geflogen, musste dann aber aufgrund von Abschattung einer Ausbreitung aussenlanden. Das Schöne daran war, dass mein Acker grösser als der Flugplatz Klix war und man theoretisch in 360° darauf landen könnte. Mike erreichte noch den ersten Wendekreis, musste dann aber auf dem Weg zum zweiten Sektor ebenfalls aussenlanden. Die Schnellsten zwei (die Belgier) flogen beinahe 300 km mit einem 86er Schnitt…
Nach zwei Tagen Pause, konnte endlich wieder geflogen werden. Der Tag wurde dann schliesslich nicht gewertet, da nicht genügend Piloten über die Minimum Distanz geflogen sind. Zwei Piloten konnten die Aufgabe erfüllen, der Rest sass im Acker…
Am letzten Wertungstag waren die Wetterbedingungen wieder gut, wodurch auch ein 350km Racing Task ausgeschrieben wurde. Das Wetter war dann sogar teilweise sehr gut. Über die ersten 130km der Aufgabe hatte ich sogar einen Schnitt von 125km/h. Bei der zweiten Wende in Polen waren die Bedingungen wieder ein wenig schlechter, so dass ich Zeit verlor, und auch für den Endanflug habe ich keine optimale Route gewählt. Schlussendlich beendete ich die Aufgabe mit einem Schnitt von 101 km/h und Mike mit 93 km/h.
Der letzte Tag wurde leider aufgrund des Wetters nach dem Briefing neutralisiert.
Guter Abschluss
Da wir nicht vorhatten, das AC/DC Konzert in Dresden zu hören, beschlossen wir uns schon vor der Siegerehrung abzureisen und so weit wie möglich schon einen ersten Teil zu fahren. Schlussendlich kamen wir bis Ulm, wo wir noch übernachteten. Am nächsten Tag waren wir neun Uhr morgens in Schänis auf dem Flugplatz. Da es das Wetter an diesem Tag zuliess, machte ich noch einen Flug auf die Schwäbische Alb, wieder bis Ulm und zurück.
Fazit
Auch, wenn ich punktemässig im Mittelfeld gelandet bin, bin ich sehr zufrieden mit meinem Resultat. Eine Aussenlandung wäre zu vermeiden gewesen, da sie mir sehr viele Punkte gekostet hat. Das Fliegen in diesem Gebiet wo es nicht einmal Hügel hat, ist eine starke Umstellung zu der Alpenfliegerei. ES benötigt eine gewisse Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat.
Tizian Steiger